Lichtdruck – Das Edeldruckverfahren

Der Lichtdruck ist ein Flachdruckverfahren, das heute äußerst selten ist. Dabei wird von belichteter Gelatineschicht in Handarbeit direkt auf Büttenpapier gedruckt.

Lichtdruck Verfahren

Wie der Name schon sagt wird beim Lichtdruck mit Hilfe von Tageslicht oder künstlichem Licht gedruckt. Hierbei macht man sich die Eigenschaft von Gelatine zum Vorteil, unter Behandlung von bestimmten Salzen unter Lichteinfluss die Oberfläche anzupassen und so Farbe aufzunehmen oder zu absorbieren.

Durch die verlustfreie Druckqualität gilt der Lichtdruck als die edelste und vollendetste Reproduktionstechnik. Allerdings bedeutet dies auch dass die Kosten im Vergleich zum heute gegenwärtigen Digitaldruck und Offsetdruck deutlich teurer sind. Denn beim Lichtdruck Verfahren werden die Farben immer noch per Hand auf Gelatineschicht aufgetragen.

Beim Digital- und Offsetdruck dagegen wird durch Farbpunkte oder Raster (ganz feine Siebe) die Farbe aufgetragen. Das funktioniert praktisch automatisch, hat aber immer einen leichten Qualitätsverlust. Ähnlich wie ein MP3 Musikstück im Vergleich zu einer Audio CD oder Schallplatte.

Verfahren

Zunächst benötigt man eine mattierte Glasplatte (bspw. aus Spiegelglas ohne Spiegelschicht) von 8 bis 10mm Dicke oder eine Metallplatte. Auf die Platte wird in zwei Lagen (Vorschicht & Druckschicht) eine lichtempfindliche Emulsion aus Chromatgelatine aufgebracht und im Halbdunkel getrocknet. Die Emulsion besteht aus Gelatine, die mit Ammoniumdichromat oder Kaliumdichromat lichtempfindlich gemacht wird.

Diese wird anschließend von einer Fotografie, einem Halbton-Negativ, unter Wasser belichtet.

Nach dem Kopieren werden die Druckplatten in ein 5° bis 10°C temperiertes Wasserbecken getaucht. Das Wässern bewirkt ein Ausschwemmen der nicht belichteten Bichromate sowie die endgültige Ausbildung des Runzelkornes. Das Runzelkorn ist so fein, dass man es nur unter einer Lupe oder einem Fadenzähler erkennen kann. Chromatverbindungen sind für Mensch und Tier giftig. Sie werden dem Abwasser in einem aufwendigen Neutralisationsprozess entzogen und in einem Kalkschlamm gebunden. Die Entsorgung erfolgt umweltgerecht durch eine zertifizierte Firma.

Diejenigen Stellen der Kopierschicht, die durch das Licht stark gehärtet werden, schrumpfen ein und quellen unter Wasser nicht mehr auf. Sie nehmen später die Druckfarbe auf. Partien, die kein oder nur wenig Licht bekommen haben, quellen dagegen auf und nehmen Wasser beim Befeuchten der Druckform auf. Durch das aufgenommene Wasser stoßen die unbelichteten Stellen der Glasplatte Druckfarbe ab und können so beim Druck keine Farbe abgeben. Dieser Vorgang wird Gerbung der Gelatine genannt. Durch die Belichtung härtet die Bichromatschicht also entsprechend der Transparenz des Halbtonnegatives unterschiedlich aus. Die auftreffende Lichtmenge bestimmt die Höhe der „gegerbten“ Gelatine. Wenn also die Chromgelatine unter einem Halbtonnegativ belichtet wird, dann härten sich die verschiedenen mehr oder weniger stark entsprechend der Lichtdurchlässigkeit des Negativs.

Gedruckt wird auf einer Lichtdruckpresse, die einer Flachdruckpresse (Steindruckmaschine) sehr ähnlich ist. Der Prozess ist also ähnlich zu dem der Lithografie. Die wird dann mit einer wässrigen Glycerinlösung befeuchtet.

Die für den Lichtdruck verwendeten Farben sind alterungsbeständig und von hoher Konsistenz, denn nur gesättigte Farben bewirken einen kräftigen Druck. Für jeden Farbauszug des Lichtdrucks wird eine entsprechende Druckplatte in den Farben Rot, Grün und Blau benötigt. In festgelegter Reihenfolge wird dann lasierend Farbschicht auf Farbschicht gedruckt. Beim Aufpressen des Papieres auf die Gelatineschicht spaltet sich die Farbe. Durch Schwarz oder Sonderfarben wie Gold lassen sich besondere Effekte erzielen.

Vorhandene Gradationsfehler gleicht der Lichtdruckretuscheur aus, der über Leuchtkästen das Fotonegativ mit dem Lichtdruck vergleicht und so anpasst, dass Fotonegativ und Vorlage im Druckergebnis übereinstimmen. Er trägt mit seinen Fertigkeiten entscheidend zu der geforderten Qualität der Reproduktionen bei, ähnlich dem Photoshop Retusche der heutigen Zeit.

Geschichte

Der Lichtdruck beruht auf der Beobachtung und Forschung von W. H. Fox aus Großbritannien im Jahr 1852, dass Gelatine, die mit bestimmten Salzen der Chromsäure sensibilisiert wird, ihre Quellfähigkeit nach Belichten unter kurzwelligem Licht verliert. Solche Salze sind zum Beispiel Ammoniumbichromat oder Kaliumbichromat.

A. L. Poitevin beginnt 1855 die ersten Lichtdruck-Versuche auf einem Lithostein – ähnlich dem Steindruck, der Lithografie. Dabei färbt er das Bild noch nachträglich mit Fettfarbe ein. P. Pretsch in Wien kommt zu ähnlichen Ergebnissen.

Zehn Jahre später, 1865, folgen weitere bekannte Versuche von Ch. R. Maréchal und C. Tessié du Motay in Metz mit Metallplatten.

Joseph Albert in München verwendet 1868 eine 8 mm Spiegelglasplatte für seine Versuche – also anders als seine Vorgänger, die noch lithographische Stein- oder Metallplatten nutzten. Im gleichen Jahr patentiert er die Technologie für Bayern, Österreich und die USA und überrascht auf der III. Deutschen Fotografischen Ausstellung in Hamburg mit seinen Lichtdruckarbeiten das Fachpublikum. Er bezeichnete die Lichtdrucke unter dem Namen Albertotypie. Jakob Husnik in Tabor kommt zur selben Zeit zu ähnlichen Ergebnissen, druckt jedoch mit einem Stein in einer Buchdruckmaschine.

1873 lässt Joseph Albert die ersten Lichtdruckschnellpressen bauen, die wesentlich genauer und in höherer Stückzahl drucken konnten. Das Edeldruckverfahren wurde patentiert und 1874 wurde der erste fotografische Dreifarbendruck in Deutschland präsentiert. Zur Farbtrennung bei der Reproaufnahme verwendet er Flüssigkeitsfilter.

Im Jahr 1904 wird dann der Offsetdruck erfunden, der sich durchsetzen sollte und heute neben dem Digitaldruck die populärste Druckart werden sollte. Wie bereits anfangs erläutert kann beim Lichtdruck mit Hilfe von künstlichen oder Tageslicht das Negativ auf die Gelatine übertragen werden. Bis jedoch der Wolfram Draht 1905 erfunden wird und OSRAM künstliche Beleuchtung ermöglichen sollte, war man bis hier hin noch auf Kerzenschein oder Sonnenschein zum Lichtdruck angewiesen.

In den folgenden Jahren nimmt das Druckverfahren mit Licht jedoch weiterhin an Fahrt auf und wird bekannter. Das war vor allem bedingt durch die Industrialisierung und eben auch das elektrische Licht. 1940 entwickeln Amerikaner auf einer Bogenrotationsmaschine, wodurch 5.000 Bogen pro Schicht möglich sind. Vorher waren es gerade mal 300 bis 900 Drucke pro Tag.

1956 arbeitet eine amerikanische Firma mit einer glasfaserverstärkten Polyvinyl-Chloridfolie als Druckformträger in einer Rotationsmaschine mit einer Leistung von 3.000 bis 5.000 Drucken pro Stunde in einem vollklimatisierten Raum. Man spricht von Offset-Collotype.

1984 gibt es in Großbritannien keinen Lichtdruck mehr und inzwischen auch nicht mehr in den USA und Russland. Auch die investitionsaufwendige Dresdner Entwicklung konnte sich langfristig nicht durchsetzen. Deswegen gibt es heute nur noch kleine Lichtdruckwerkstätten, die das mehr aus Liebe denn aus Wirtschaftlichkeit weiter verfolgen.

Lichtdruck heute

Der Lichtdruck gehörte wegen des sehr feinen und nicht sichtbaren Runzelkorns („Körnung“ heute genannt) und den dadurch sehr zahlreichen Tonwertabstufungen lange Zeit zu einem viel beachteten Verfahren für hochwertige Kunstdrucke. Er wird heute in Europa nur noch von sehr wenigen Spezialbetrieben praktiziert, da nur in kleinen Auflagen und langsam gedruckt werden kann.

Bis vor wenigen Jahren war die Lichtdruckwerkstatt in Dresden das bekannteste Museum zu diesem alten Handwerk. Das Lichtdruck-Werkstatt-Museum produzierte auch kommerzielle Lichtdrucke, als sogenannte „arbeitendes Museum“. Leider ist die Lichtdruckwerkstatt aktuell geschlossen und ein Termin für die Wiedereröffnung steht nicht fest.

Heute bietet der 1995 gegründete Lichtdruck-Kunst Leipzig e.V. noch eine Lichtdruckwerkstatt. Neben der Leipziger Lichtdruckwerkstatt hat Gerd Bertholdt aus Hechthausen-Kleinwörden die wohl kleinste Lichtdruckwerkstatt der Welt.

Büttenpapier und Literatur

Büttenpapier ist die handwerklich ursprüngliche Papierform. Es ist besonders edel, denn fast jedes Stück Büttenpapier ist individuell.

Büttenpapier wird aus einem verdünnten Faserbrei aus Hadern oder Zellstoff, dem sogenannten Ganzzeug, mit Hilfe eines Schöpfsiebes geschöpft.In der Regel besteht der Faserbrei aus einem großen Anteil von Hadern und ist oft holzfrei. Durch die Schöpfsiebe und die manuelle Herstellung entstehen meist minimale Unterschiede der Papierdicke, die mittels durchscheinenden Lichts erkennbar sind, die sogenannte Rippung. Sind auf dem Schöpfsieb geformte Drahtstücke eingearbeitet, entstehen Wasserzeichen. Bleiben die Papiere unbeschnitten, haben sie einen ungleichmäßigen Rand, den Büttenrand.

Bei der industriellen Büttenpapierfertigung wird der Prozess automatisiert und das Papier verliert somit an Individualität. Allerdings bleibt die besondere Haptik der Industriebütten erhalten.

Alternativ kann man beim Lichtdruck auch auf einen geklebten Spezialkarton drucken, sich durch gute Lackierfähigkeit und vor allen Dingen guter Dimensionsstabilität (zur Passergenauigkeit) eignet.